Wertverlust Immobilien

 

Wertverlust und gefährdete Existenzen

In unserer Argumentation gegen die Pläne eines grossen industriellen Windenergieparks zwischen Lyss und Diessbach stehen die demokratiepolitisch fragwürdigen Vorgehensweisen im Zentrum. Und Projektpläne, die für uns keinen menschengerechten, landschafts- und naturverträglichen Beitrag darstellen zu unseren energie- und klimapolitischen Herausforderungen, sollen kritisch durchleuchtet werden.

 

Anwohnerinnen in den Dörfern rund um den geplanten Windenergiepark sind aber auch direkt betroffen von Wertminderungen ihrer Liegenschaften und der Gefährdung landwirtschaftlicher Existenzgrundlagen.

Wertverlust

Dieses Argument wird von der Windenergielobby bestritten, etwa mit Zahlen aus dem Raum Martigny. Dabei werden gegenläufige Einflüsse auf die Immobilienpreise nicht beachtet: Preistreibende Kräfte (eine allgemeine Wachstumsdynamik) sind im unteren Rhonetal der Schweiz natürlich stärker als preismindernde Wirkungen von drei Windenergieanlagen von max. 150 Metern Höhe. Zudem ist das Gebiet stark mit Verkehrsachsen und Hochspannungsleitungen vorbelastet, und die Windverhältnisse sind im Rhonetal günstig.

 

Studien zeigen aber, dass Werteverluste von Immobilien wegen grosser Windenergieanlagen signifikant grösser sind im ländlichen Raum und bei älteren Liegenschaften – also in Situationen, wie wir sie in den Dörfern rund um den geplanten «grössten Windenergiepark der Schweiz» typischerweise vorfinden. Dies stellt u.a. eine «Metastudie» (Zusammenfassung relevanter Ergebnisse einer grossen Anzahl von Studien) des Hauseigentümerverbands (HEV) Region Winterthur fest: Einfluss von Windenergieanlagen auf Immobilienpreise: Bauert, Architekt, MBA und Immobilien-Treuhänder, Oktober 2023. In der Interpretation der Ergebnisse für den Kanton Zürich wird dabei von kleineren Windenergieanlagen und von kleineren Windenergieparks ausgegangen, als Pläne für das Gebiet Oberwald/Bannholz dies vorsehen! Eine summarische Aussage dieser Studie ist: Windräder mindern den «Wert von angrenzenden Immobilien um bis zu 25%».

Einflussfaktoren

Als Einflussfaktoren für die Wertminderung von Liegenschaften sind allgemein die folgenden Immissionen anerkannt:

Sichtbarkeit
Lärm (mechanisch z.B. durch Generatoren; aerodynamisch durch Rotorblätter)
Nächtliches Flackern von Positionslichtern,
Schattenwurf (statisch und periodisch durch drehende Rotorblätter)

Konkrete Wert-Minderungswerte zwischen 5 % und 25 % sind abhängig von mehreren Faktoren: Nähe/Distanz zur Anlage/zum Windpark resp. deren/dessen «bedrängende Wirkung»; Anzahl, Leistung und Höhe der Anlagen; Topografie und Himmelsrichtung (für den Schattenwurf).

Weil in der Schweiz nicht viele Erfahrungswerte vorliegen über die (auch gerichtlich) anerkannten Beeinträchtigungen und Wertminderungen bei Liegenschaften, stützt sich die Analyse des HEV auch auf Erfahrungen aus Deutschland, Dänemark, Holland und anderen Ländern.

Anders als die Schweiz kennen diese Länder Schutzmassnahmen wie Mindestabstände zu Siedlungsgebieten oder steuerliche Kompensationen. Würden beispielsweise die Mindestabstände Bayerns auf die Region Oberwald/Bannholz angewandt, müssten Mindestabstände eingehalten werden von ca. 2,5 Kilometern zu den Siedlungsrändern der umliegenden Dörfer. Die Forderung nach Mindestabständen wurde in der Schweiz auf Bundes- und Kantonsebenen mehrmals abgelehnt, vor allem im Kanton Zürich wird auf Gemeindeebene darum gestritten – gegen übergeordnetes kantonales Recht.

landwirtschaft

In unmittelbarer Nähe des geplanten Windparks Oberholz/Bannwil befindet sich der Landwirtschaftsbetrieb der Familie Heidi und Hansueli Baumann in einer Generationengemeinschaft mit ihrem Sohn Remo und Lebenspartnerin. Sie betreiben eine Freiland-Legehennenhalle, deren Betrieb durch den Plan für den grössten Windenergiepark der Schweiz potenziell gefährdet wird. Das Drehen der riesigen Rotoren, die  einen irritierenden Flimmerschatten verursachen, und der Infraschall führen bei den Tieren zu Stress, der  kurz- wie auch langfristig einen Rückgang der Legeleistung zur Folge haben wird. Stress fördert zudem den Kannibalismus unter den Tieren. Diese Gründe können die Rentabilität der modernen, tierfreundlichen Anlage und damit die Existenzgrundlage dieses landwirtschaftlichen Betriebes gefährden.

Fazit

Die Minderung der Immobilienwerte durch Immissionen von Windenergieanlagen ist bedeutend. Das zeigen nach einer HEV Studie Erfahrungswerte aus der Schweiz und umliegenden Ländern. Diese kennen deshalb – anders als die Schweiz – Schutzmassnahmen wie Mindestabstände.